Description
Im sechsten Jahresband der Evangelischen Hochschulperspektiven widmen sich die Autorinnen und Autoren dem Thema der Analyse und Gestaltung sich schnell ändernder gesellschaftlicher Bedingungen in der Spannung zwischen Gestaltung und Rationalisierung, dem Begriffspaar, das die Redaktion als Titel wählte.
Rationalisierung ist in Verruf gekommen: Rationalisierung wird eins gesetzt mit Streichung, Kürzung, Verknappung. Dabei ist eine Bedeutungsverschiebung festzustellen von Rationalisierung im Sinne des vernunftgemäßen Handelns (19. Jahrhundert) zur Vereinheitlichung und Straffung von Produktionsverfahren mit dem Ziel, den Prozess zweckmäßiger zu gestalten. In diesem Begriff schwingt aber auch die Technisierung und Entzauberung der Welt mit. Die Vorbehalte dagegen sind ernst zu nehmen. Sie können in Arbeits- und Lebensbereichen, in denen intrinsische Motivationen, wie der Wunsch, mit Menschen zu tun zu haben, bestimmte Werte in der Arbeit verwirklichen zu können, etc. eine hohe Bedeutung spielen, nicht einfach „wegrationalisiert“ werden.
Dagegen spricht das Stichwort Gestaltung, das an die auch schöpferischen Möglichkeiten erinnert, einer Tätigkeit, sei es im wirtschaftlichen, beruflichen oder zwischenmenschlichen Bereich, eine bestimmte Form zu geben. Abläufe und Beziehungen wollen eben nicht nur rational oder technisch entwickelt, sondern auch ästhetisch oder sozial und mitmenschlich gestaltet werden. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege, um nur einen Arbeitsbereich zu nennen, der in diesem Band thematisiert wird, ist die Möglichkeit der Gestaltung von Arbeitsbedingungen, die auf die Bedürfnisse der BewohnerInnen eingehen, inmitten von rationalen und durchnormierten Abläufen, ein ganz wesentlicher Faktor für die eigene Motivation.
Gewidmet ist dieser Band Konrad Maier, der eine Woche nach Abgabe seines Artikels für dieses Buch nach längerer Erkrankung verstorben ist. Er publizierte nicht nur wiederholt in den Hochschulperspektiven, sondern hat auch als Geschäftsführer des Verlages, in dem die Hochschulperspektiven erscheinen, mit seiner klaren, strukturierten und unkomplizierten Art im Umgang mit uns als Redaktionsmitgliedern die Herausgabe leichter gemacht.
Eine Rezension über Socialnet zu dieser Publikation finden Sie hier.