Schulsozialarbeiterische Perspektiven auf Genderreflexion im Bedingungsgefüge Schule
Zusammenfassung
In den letzten Jahren haben empirische Forschungen zur Ausgestaltung von Professionalität im Handlungsfeld der Schulsozialarbeit zugenommen (Zipperle & Baur, 2023). Dabei bilden Fragen zu genderreflexiver Professionalität und der reflexiven Berücksichtigung geschlechtli-cher und sexueller Vielfalt weiterhin eine empirische Leerstelle (Groß & Nachtigall, 2022; Spies, 2017a). Entlang der diesem Beitrag zu Grunde liegenden qualitativ-rekonstruktiven In-terviewstudie mit Schulsozialarbeiter*innen konnte hinsichtlich der Ausgestaltung genderrefle-xiver Professionalität bereits nachgezeichnet werden, dass in der Praxis „auch wenn vielfach versucht wird, das Thema Geschlecht zu vermeiden, es ‚immer mitläuft‘ und ein unreflektierter Umgang einengende binäre Zuschreibungen festigen und dabei professionelle Ansprüche un-terwandern kann“ (Rainer, im Druck, S. 242). Dieser nun vorliegende Beitrag rekonstruiert in-dividuelle Sinnverständnisse der Schulsozialarbeitenden entlang ihrer dargestellten bildungs-bezogenen Tätigkeiten und erlebten Einbindung in Schule aus geschlechterreflektierender Perspektive sowie ihrer zu Grunde liegenden Konzeptualisierungen und Verständnisse von gender. Dabei werden Spannungsfelder hinsichtlich erlebter Einschränkungen im Bedingungs-gefüge Schule (als konstruierter Ort der ‚Nicht-Thematisierung‘), und die Reproduktion binärer Geschlechtszuschreibungen innerhalb der Kooperation mit Lehrkräften diskutiert. Die Studie verdeutlicht auftretende Widersprüche und Reflexionsbedarfe seitens der Fachkräfte der Schulsozialarbeit in dem Ziel, professionsbezogene Auseinandersetzungen zu Machtverhält-nissen sozialer Ungleichheit und der De- und Reproduktion von (Geschlechter-)normen ent-lang von emanzipativen Selbstbildungsprozessen zu fördern.