„… Zu Hause ist mir langweilig, hier im Hort ist es viel spannender“ – Gute Qualität im Ganztag aus subjektiver Sicht verschiedener Akteur*innen
Zusammenfassung
Ab 2026 haben alle Grundschulkinder der ersten Klasse in Deutschland das Recht, eine Ganztagesbetreuung in Anspruch zu nehmen. Dieser Rechtsanspruch bringt nicht nur Fragen im Hinblick auf die Quantität angesichts des Fachkräftemangels im Feld der Bildung, Betreuung und Erziehung [BBE] von Kindern mit sich, sondern auch nach der Qualität, beispielsweise Mindeststandards oder Merkmale guter Praxis. Ein partizipativ angelegtes Lehrforschungsprojekt von Studierenden und Dozierenden an der Evangelischen Hochschule Freiburg im Rahmen des Masterstudiengangs Bildung und Erziehung im Kindesalter ging der Frage nach Qualität im Ganztag nach. Dabei stand die spezifische Sichtweise beteiligter Personen im Vordergrund. Die Forschungsfrage ‚Was bedeutet gute Qualität im Ganztag aus der subjektiven Sicht unterschiedlicher Akteur*innen?‘ wurde mit Hilfe qualitativer leitfadengestützter Befragungen von Schüler*innen, Eltern und pädagogischen Fachkräften bearbeitet, wobei mittels eines Mehrperspektiven-Ansatz deren Sichtweisen parallel erfasst wurden. Zentrale Ergebnisse der Auswertung mittels inhaltlich-strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse waren, dass für Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine wichtige Rolle spielen, basierend auf guter pädagogischer Qualität und einer funktionierenden Zusammenarbeit zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften. Aus Sicht der Kinder zeigt sich gute Qualität in (einem Mehr an) Partizipationsmöglichkeiten, zeitlicher Flexibilität, umfassenderen Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten, größerem (Außen-)Spielgelände und Naturzugang. Pädagogische Fachkräfte wünschen sich unter anderem kleinere Gruppengrößen, bessere Raumausstattung, Bezahlung und gesellschaftliche Anerkennung und die Beschäftigung von Fachkräften im Feld. Mit Sorge wird von allen Befragten der auch für sie deutlich erlebbare Fachkräftemangel und die sich daraus ableitende mangelnde Kontinuität der pädagogischen Bezugspersonen gesehen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass sich der Mehrperspektiven-Ansatz als Methode zur weitergehenden Betrachtung auch teilweise noch unbearbeiteter Themen mit Blick auf den Ganztag eignet und anhand dieses Beispiels weitere Forschungen folgen könnten sowie politisch entsprechende Konsequenzen gezogen werden sollten: Qualität gleichermaßen wie Quantität voranzubringen.
Schlüsselworte: Ganztagesbetreuung, Kinder im Grundschulalter, Qualität, subjektive Sichtweisen Beteiligter, Rechtsanspruch